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651 dokumentierte Frauengruppen:
Grundlage für „Donauwalzer“ der Neunziger?

Margit Hauser in:
STICHWORT Newsletter 13/2002

Mit Jahresende wurde das FRIDA-Projekt zur Aktualisierung der Dokumentation österreichischer Frauengruppen abgeschlossen. Für Informationssuchende und historisch Interessierte steht nun eine Fülle neuen Quellenmaterials sowie die neu angelegte Frauengruppendatenbank mit Basis- und Bestandsinformationen zu autonomen österreichischen Frauen/Lesbengruppen seit den Siebzigern im STICHWORT zur Verfügung. Im letzten Newsletter haben wir bereits ausführlich über das Projekt berichtet. Abschließend lassen sich folgende Zahlen zusammenfassen:
Insgesamt wurden 375 Frauengruppen aus den vier Bundesländern Wien, Burgenland, Salzburg und Oberösterreich kontaktiert, von ca. 263 erhielten wir Antwort und von vielen dieser Gruppen auch weitere Dokumente ihrer Tätigkeit, z.B. Gründungskonzepte, Tätigkeitsberichte, Buchpublikationen, Videoproduktionen, Fotomaterial, Plakate, Flugblätter, interne Korrespondenzen und Protokolle. Dazu kommen noch 57 Gruppen aus anderen nicht eigens bearbeiteten Bundesländern, die durch unsere breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit angesprochen wurden, sodaß 154 neue Gruppen ins STICHWORT-Archiv aufgenommen werden konnten. Zu Projektende sind nun insgesamt 614 autonome Frauengruppen mit ihren Publikationen dokumentiert, die Datenbank enthält zusätzlich Hinweise auf einige Gruppen mehr (insgesamt 651 Gruppen), da hier auch jene von uns neu eruierten Gruppen enthalten sind, die noch keine Rückmeldung gegeben haben und von denen wir zum Teil noch nicht mehr als den Namen wissen.

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Ein über die bloßen Zahlen hinausgehender Erfolg des Projekts war die für das feministische Archivwesen geleistete Öffentlichkeitsarbeit. Besonders erfreulich ist, daß STICHWORT im Zuge des Projekts auch mehrere Nachlässe aufgelöster Frauengruppen übergeben – bzw. in Aussicht gestellt – wurden: STICHWORT beherbergt mittlerweile den gesamten relevanten, großteils internen, Dokumentenbestand von sechs Frauengruppen, darunter laufmeterweise die Protokolle des ersten Wiener Frauenzentrums AUF und der Vorbereitungsgruppe des Wiener Historikerinnentreffens 1983 oder, ganz neu, den Nachlaß des jüngst geschlossenen Frauengesundheitszentrums Innsbruck. Weitere drei Nachlässe stehen demnächst ins Haus, sodaß ein Schrankanbau dringend notwendig erscheint . . . Für die Aufarbeitung der in diesem Jahr eingelangten und erwarteten Nachlässe wird allerdings noch längere Zeit benötigt werden.
In den vergangenen Jahren sind nur wenige wissenschaftliche Arbeiten zur Neuen Frauenbewegung in Österreich entstanden. Die neu aktualisierten und erschlossenen Quellen sollten hier eine verbesserte Grundlage für neuere Studien bieten, etwa für eine weitere profunde, Überblick vermittelnde Untersuchung in der Nachfolge des Donauwalzers1 für die neunziger Jahre oder weitere regionale Frauenbewegungsgeschichten, wie eine eben mit dem Band vielstimmig. mancherorts2 für Tirol erschienen ist.

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Für das Frühjahr ist eine Abschlußpräsentation geplant, über die wir noch eigens informieren werden. Wir möchten uns aber bereits jetzt bei den Mitarbeiterinnen österreichischer Frauengruppen bedanken, die uns seit Jahren ihre Dokumente zur Archivierung anvertrauen und auch dieses Projekt unterstützt haben. Besonderer Dank ergeht an jene Gruppen, die uns ihren gesamten Nachlaß zur Bewahrung und Erschließung übergeben haben. Mit diesem Projekt konnten wir der Zähigkeit und Lebendigkeit der österreichischen Frauenbewegung nachspüren und, wie wir hoffen, ein stückweit zu deren Sichtbarkeit beitragen.

Anmerkungen
1 Geiger, Brigitte; Hacker, Hanna: Donauwalzer – Damenwahl. Frauenbewegte Zusammenhänge in Österreich, Wien: Promedia, 1989
2 Gensluckner, Lisa; Regensburger, Christine et al. (Hg.): vielstimmig. mancherorts. Die Neue Frauenbewegung in Tirol seit 1970, Innsbruck, Wien: Studien Verlag, 2001



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