Filmische Selbstdokumentation der FrauenLesbenbewegung
Videoscreening mit Einführung zu den archivarischen
Herausforderungen im Umgang mit audiovisueller
lesbisch-feministischer Geschichte und
Selbstdokumentation mit Katharina Müller
Dienstag, 16. Jänner 2024, 19 Uhr
In manchen Momenten war eine Kamera dabei: Ausgehend
von der Videodokumentation zum Feministischen Lauffeuer
(1992), veranstaltet anlässlich des 20-jährigen Bestehens der
autonomen Frauenbewegung in Österreich, widmen wir uns
audiovisuellen Spuren der FrauenLesbenbewegung. Ein brisanter
Bestandteil der Sammlung von STICHWORT ist nämlich
die filmische Selbstdokumentation.
Ephemere Filme und Videos (oder: „Amateurfilme/-videos“)
wie jenes, das eine Aktion zwischen Stephansplatz
und Oper einfängt, sind von großer Unmittelbarkeit. Ohne
„erklärende“ Personen, die eine Verbindung zu der Geschichte
herstellen, auf die sich diese Filme beziehen, bleiben
sie jedoch vielfach „stumm“. In jedem Fall erreichen uns
die Bilder auf Ebene der Affekte und Gefühle. Für Bewegungsgeschichte(
n) sind sie daher von besonderer Bedeutung:
Sie vermögen, wie Filmwissenschafterin Heide
Schlüpmann schreibt, „Körperausdruck zu vermitteln“, geben
Hinweise auf gesellschaftliche Revolutionspotentiale,
für die es (noch) keine Worte gibt.
Dabei sind audiovisuelle Archive aus aktivistischen bzw.
autonomen Zusammenhängen immer Versprechen und Dilemma
zugleich: Sie entstehen aus einem Konflikt zwischen
einer oppositionellen Gruppierung und einem „solideren“
Staatsapparat. Sie sind dadurch prekär – sowohl materiell als
auch institutionell. Die begrenzte Lebensdauer von Film und
VHS gibt Anlass, über die Bedeutung dieser fragilen Dokumente
nachzudenken. Zeit und chemische Prozesse hinterlassen
Spuren in den Bildern, die offensichtlich vergänglich
sind: Höchste Zeit also, darüber ins Sprechen zu kommen.
Für alle jene, die dabei waren, so sehr wie für jene, die es
nicht waren: Was ist hier zu sehen und was nicht? Wer erinnert
sich woran? Was sehen wir? Was macht das mit uns?
Und vor allem: Was hat das mit uns heute zu tun? Und nicht
zuletzt: Was soll mit dem Material geschehen?
Katharina Müller, geb. 1987, leitet die Abteilung für Forschung, Vermittlung
und Publikationen im Österreichischen Filmmuseum. Sie forscht im
Rahmen einer FWF-Elise-Richter-Stelle am Internationalen Forschungszentrum
Kulturwissenschaften (IFK) zur visuellen Geschichte von
LGBTIQ* in und mit Verbindungslinien nach Österreich zwischen 1900
und 2000.
Unkostenbeitrag: € 3,50
Für Frauen*
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