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Zur Notwendigkeit kritischer Gesellschaftsanalyse

Drüeke, Ricarda; Klaus, Elisabeth; Thiele, Martina; Goldmann, Julia Elena (Hg.): Kommunikationswissenschaftliche Gender Studies. Zur Aktualität kritischer Gesellschaftsanalyse, Bielefeld: Transcript 2018, 304 Seiten, € 30,90.

Gelesen von Brigitte Geiger

Vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher und kultureller Wandlungsprozesse – Stichworte u. a. Neoliberalismus, Prekarisierung, Digitalisierung – und damit einhergehender Spaltungen und Ausgrenzungen, in die Fragen von Öffentlichkeit und medialer Teilhabe stark involviert sind, befragt der vorliegende erweiterte Sammelband zur Tagung „Kommunikations­wissenschaftliche Geschlechterforschung als kritische Gesellschafts­analyse“ (vgl. STICHWORT-Newsletter 41/2016) Bedingungen kritischer Wissensproduktion und ihren möglichen Beitrag zu gesellschaftlicher Veränderung.

Einen Schwerpunkt des Bandes bilden daher theoretische Reflexionen zu Grundlagen von Kritik, Dissens und Widerstand, zu Bedingungen engagierter Wissenschaft und Entwicklungen der (kommunikationswissenschaftlichen) Frauen- und Geschlechterforschung. Diskutiert werden weiters für Teilhabe und Öffentlichkeitsprozesse zentrale Konzepte wie Sichtbarkeit oder Citizenship. Exemplarische empirische Analysen beziehen sich zum einen auf problematische Effekte aktueller Geschlechterdiskurse u. a. am Beispiel der Re-Biologisierung von Geschlecht in populären Sachbüchern und von Antifeminismus im Internet anhand österreichischer Debatten zur sprachlichen Gleichbehandlung. Zum anderen untersuchen sie in intersektionaler Perspektive verschiedene Unterhaltungsformate (Fernsehkrimi, Doku-Soap und Kinofilm) als zentrale Orte der Verhandlung sozialer Positionierungen, vergeschlechtlichter Lebensverhältnisse und gesellschaftlicher Problemfelder.

In ihrer Einleitung kontextualisieren die Herausgeberinnen die thematisch breit gefächerten Beiträge und betonen Anspruch und Bedeutung der (kommunikations­wissenschaftlichen) Geschlechterforschung – insgesamt gerade angesichts rezenter Angriffe auf die Gender Studies eine wichtige Intervention.

Brigitte Geiger ist Medien- und Kommunikationswissenschafterin, Universitätslektorin und im Vorstand von STICHWORT.


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