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Ein Manifest für mehr Solidarität

Salzer, Monika: Omas gegen rechts. Warum wir für die Zukunft unserer Enkel kämpfen. München: Droemer Verlag, 2019, 157 Seiten, € 12,90

Gelesen von Stephanie Arzberger

Was 2017 als Facebookgruppe Omas gegen rechts begann, ist heute eine international vernetzte Plattform, deren erklärtes Ziel es ist, sich in den politischen Diskurs einzumischen. In dem gleichnamigen Buch beschreibt die Seelsorgerin und Psychotherapeutin im Ruhestand Monika Salzer auf fast 160 Seiten ihre Beweggründe, Oma zu werden. Warum wir für die Zukunft unserer Enkel kämpfen, so der Untertitel, lässt bereits auf ein sehr persönliches Buch schließen. Sie teilt darin ihre Hoffnungen und Herausforderungen, die mit der Gründung der Initiative verbunden waren, und ermutigt Menschen allen Alters und jeglicher Herkunft, politisch aktiv zu werden und zu bleiben. Dem Text geht ein Vorwort der Journalistin Susanne Scholl voraus, die ebenfalls Oma der ersten Stunde ist.

In Omas gegen rechts beschreibt die Autorin unter anderem jene Generation Frauen, die während oder kurz nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurde mit Eltern, die mit den Erfahrungen und Traumata der vorangegangenen Jahre überfordert waren und kaum oder nicht imstande waren, mit sich oder gar ihren Kindern das Geschehene aufzuarbeiten. Immer wieder schafft sie es wie nebenbei, Parallelen zu aktuellen Entwicklungen zu ziehen und gesellschaftlich wie politisch relevante Fragestellungen aufzuzeigen. Dadurch wird umso deutlicher, welches Potenzial in einer Bewegung wie der gegenständlichen liegt, die sich nicht allein als Gegnerin von Rechtspopulismus und Rechtsextremismus positioniert, sondern für den Klimaschutz, für Frauenrechte und für politische Vielfalt einsteht. Sie wollen nichts Geringeres, als die Welt zu retten, damit auch alle, die danach kommen, noch gut darin leben können. Dies mögen vielleicht mit die Gründe sein, warum Omas gegen rechts auch in internationalen Medien wie der BBC und der New York Times Aufmerksamkeit erregten und weltweit Nachahmerinnen fanden. Weitere Kapitel des Buches beschäftigen sich zum Beispiel mit Themen wie Verantwortung, Macht oder Widerstand. Im hinteren Teil des Buches werden auszugsweise Reden und Gruppenbeschreibungen, die seit der Gründung der Gruppe veröffentlicht wurden, und der Text des Oma- Liedes präsentiert.
Monika Salzers Buch ist somit nicht allein ein historischer Abriss über die Gründung der Initiative als Facebookgruppe hin zu aktuellen Projekten und der Internationalisierung der Bewegung, sondern darf durchaus als Manifest gegen rechts und für Solidarität und politische Vielfalt gelesen werden.

Stephanie Arzberger arbeitet derzeit an ihrem Abschluss am Institut für Publizistik- und Kommuninationswissenschaft der Universität Wien und wirkt seit 2011 beim STICHWORT mit.


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