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Intersektionalität und Postkolonialität: Buzzwords oder
wichtige Forschungsperspektiven?

Heike Mauer, Johanna Leinius (Hg.): Intersektionalität und Postkolonialität. Kritische feministische Perspektiven auf Politik und Macht. Opladen, Berlin, Toronto: Verlag Barbara Budrich, 2021, 301 Seiten, € 52.

Gelesen von Stephanie Arzberger

Klimakrise, Corona-Krise und repressive Polizeigewalt prägen seit längerem in unterschiedlichem Ausmaß den gesellschaftlichen Diskurs. Auch wenn diese Krisen grundsätzlich alle Menschen betreffen können, sind manche stärker davon betroffen als andere. InsbesondereWomenof Colour geraten dabei häufig stark unter Druck. Die beiden Herausgeberinnen Heike Mauer und Johanna Leinius laden die Leserin in dem Sammelband dazu ein, sich auf das kritisch-reflexive Projekt von Intersektionalität und Postkolonialität einzulassen.
Das Buch richtet sich explizit an Forschende und Lehrende der Politikwissenschaft und Gender Studies. Entsprechend akademisch sind die Texte verfasst. Ist die Leserin damit vertraut oder hat sie sich nach den ersten Seiten daran gewöhnt, ist das Buch eine lohnende Lektüre – besonders das Interview mit Nikita Dhawan und Birgit Sauer, zwei Pionierinnen postkolonialer und intersektionaler Forschungsperspektiven. Sie diskutieren über Postkolonialität und Intersektionalität als Forschungsperspektiven und im Kontext von Hochschul- und Wissenschaftspolitiken. Die insgesamt zehn Texte sind um die Schwerpunkte Begriffsarbeit, der Staat und seine Institutionen und Soziale Bewegungen gruppiert und nähern sich aus unterschiedlichen Richtungen den Themenkomplexen an. So versucht etwa Laura Mohr in ihrem Text Intersektionalität durch Queer Theory zu erweitern, Katrin Menke und Monika Götsch arbeiten in ihrem Beitrag eine Lücke in der feministischen Wohlfahrtsstaatenforschung heraus, oder Antje Daniel untersucht die südafrikanische Studierendenbewegung, die seit 2015 für die Dekolonialisierung der Hochschulen eintritt.
Schon das Inhaltsverzeichnis lässt die verschiedenen Facetten des Themas erahnen, und es wird deutlich, dass es sich bei den Begriffen Intersektionalität und Postkolonialität um mehr als bloße Buzzwords handelt. Die Lektüre des Buches erfordert viel Konzentration, lässt gleichzeitig aber auch Spielraum für (Selbst-)Reflexion.

Stephanie Arzberger arbeitet derzeit an ihrem Abschluss am Institut für Publizistik- und Kommuninationswissenschaft der Universität Wien und wirkt seit 2011 beim STICHWORT mit.


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