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Verbündet-Sein, Verbündet-Werden in Differenz

Kirstin Mertlitsch, Brigitte Hipfl, Verena Kumpusch, Pauline Roeseling (Hg.): Intersektionale Solidaritäten. Beiträge zur gesellschaftskritischen Geschlechterforschung. Opladen, Berlin, Toronto: Verlag Barbara Budrich 2024, 312 Seiten, € 71,90 (Print)/Open Access (PDF).

Gelesen von Brigitte Geiger

Was sind Voraussetzungen, Bedingungen, Herausforderungen und Grenzen von Solidarität und Bündnissen in feministischen intersektionalen Kontexten, Theorie und Praxis? Diesen Fragen ging 2021 die Online-Tagung „Apart – Together – Becoming With! Gesellschaftskritische Geschlechterforschung als Beitrag zu einer Allianz für die Zukunft“ nach, die Grundlage dieses Bandes ist.
Einleitend spannen die Herausgeberinnen Kirstin Mertlitsch, Brigitte Hipfl, Verena Kumpusch und Pauline Roeseling, dem Tagungstitel folgend, kontextualisierend ein breites Feld auf, vom Entdecken von Schwesterlichkeit und Global Sisterhood zu Differenzen, dekonstruktiver und dekolonialer Kritik (Apart – Together), verweisen auf die Rolle von Emotionen und Affekten und das Prozesshafte von Solidarität und Bündnissen, von Mit-Sein und Mit-Werden (Becoming With).
Der Band ist in sechs Abschnitte gegliedert und versammelt Beiträge aus unterschiedlichen Wissenschafts- und Praxisfeldern. Die theorieorientierten Abschnitte (Theoretische Perspektiven, Intersektionale Bündnisse, Prekäre Allianzen und (Un)Mögliche Solidaritäten) erörtern u. a. Hegemonie( selbst)kritik als notwendige Voraussetzung, fordern eine differenzierte Sicht auf Identität und Identitätspolitiken sowie auf Intersektionalität zwischen Buzz-Word und elaboriertem Konzept und fragen nach der Bedeutung von Emotionen und Affekten, z. B. Ohnmacht oder Dissonanz, als Basis oder Hindernis für kollektive Handlungsfähigkeit. Die Abschnitte Feministische Interventionen und Solidaritäten in der Praxis erörtern diese Fragen dann anhand konkreter Beispiele aus der Bildungs- und sozialen Arbeit, Politik und Bewegung, an Schnittstellen von Wissenschaft und Kunst mit Aktivismus und zeigen so, wie Solidarität und Bündnisse praktisch umgesetzt werden können, aber auch wo Schwierigkeiten und Grenzen liegen.
Insgesamt macht der Band mit seinen vielfältigen Zugängen einmal mehr deutlich, wie produktiv eine Verbindung von feministischer Theorie und Geschlechterforschung mit Praxis, (queer-)feministischer, intersektionaler Bewegung und Aktivismus sein kann.

Brigitte Geiger ist Medien- und Kommunikationswissenschafterin, Universitätslektorin und im Vorstand von STICHWORT.


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