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Im Archiv mit Leonie Hosp:

Von der Recherche bis zur Archivierung:
Die Vielfalt der Frauenbewegungen bei STICHWORT entdecken

Seit dem Beginn meines Soziologie-Bachelorstudiums widme ich mich auf unterschiedliche Weisen feministischen Themenbereichen. In meinem anschließenden Masterstudium der Sozial- und Humanökologie an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt legte ich den Fokus auf die Zusammenhänge zwischen Nachhaltigkeit und Geschlechterverhältnissen. So beschäftigte ich mich auch mit der Umweltbewegung als Thema der Umweltgeschichte und den Rolle(n) von in der jeweiligen Zeit als Frauen wahrgenommenen und/oder sich als solche identifizierenden Personen.

Die Lausmädchen
Frauen kommen sowohl als Autorinnen als auch als Themen von umweltgeschichtlichen Arbeiten kaum vor. Auch Bundeskanzler Kreisky sprach in den 1970ern in Bezug auf Anti-Atom-Aktivist*innen nur von „Lausbuben“, obwohl sich Frauen genauso an den Protesten beteiligten. Um einen Teil dieser Forschungslücke zu schließen widme ich mich in meiner Masterarbeit also den „Lausmädchen“: Es geht um Frauen in der österreichischen Anti-Atom-Bewegung, die als Teil der Umweltbewegung angesehen werden kann.
Der Hauptteil der Arbeit besteht aus Erinnerungen von interviewten Zeitzeuginnen, die in der Anti-Atom-Bewegung in Österreich aktiv waren. Es geht vor allem um die Konflikte rund um die Inbetriebnahme des AKWs Zwentendorf in den 1970ern sowie um die Zeit nach dem Super-GAU von Tschernobyl 1986. Es zeigt sich, dass sich in den 1970ern und 1990ern in Österreich viele Gruppen gegen Atomkraft bildeten, die sich „Frauen gegen Atomkraft“, „Mütter gegen Atomenergie“ oder ähnlich nannten. Darüber hinaus wird deutlich, dass Frauen sich auch abseits dieser Gruppen auf vielfältige Weisen gegen Atomkraft engagierten und nicht verallgemeinernd von „typisch weiblichem“ Anti-Atom-Engagement oder den Anti-Atom-Aktivistinnen gesprochen werden kann.
Im Rahmen der österreichischen Anti-Atom-Bewegung, die sich zeitlich auch mit der Neuen Frauenbewegung überschnitt, wurden vorhandene Geschlechterverhältnisse sichtbar und aufgerüttelt. Vorstellungen von Geschlecht und von „traditionellen“ Rollenbildern wurden sowohl hinterfragt und aufgebrochen, als auch instrumentalisiert.
Richtungsgebend
Seit dem ersten Tag meiner Recherchen bin ich Mitfrau bei STICHWORT, das ich über eine Exkursion an der Universität Wien kennenlernte. Von Anfang an wurde ich von den Mitarbeiterinnen bei der Recherche professionell unterstützt. Durch die umfassende Dokumentation der Vielfalt der Frauenbewegung bei STICHWORT gaben die Ergebnisse meiner Recherchen zu Frauen in der österreichischen Umweltbewegung im Archiv schließlich die weitere Forschungsrichtung – Frauen in der österreichischen Anti-Atom-Bewegung – meiner Masterarbeit vor.
Ich stieß auf Material einer nach wie vor in Wien aktiven Anti-Atom-Plattform, die ursprünglich eine reine Frauengruppe war – die „Frauen für eine atomkraftfreie Zukunft“. Damit nahm meine Masterarbeit ihren Anfang. Am Ende meiner Forschung archivierte STICHWORT sowohl meine Masterarbeit als auch den Großteil der durchgeführten Interviews sowie von mir gesammeltes Material von Anti-Atom-Aktivistinnen. Insofern schließt sich der Kreis von der Recherche bis zur Archivierung.

Leonie Hosp





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