Archiv & Bibliothek  > Bestände  > Archiv zurück   Benützung
 

Im Archiv mit Birge Krondorfer

Im STICHWORT unterwegs zur feministischen Bildung

Als politische Philosophin und feministische Aktivistin ist mir das STICHWORT seit Mitte der 1980er Jahre ein Begriff. Damals, also 1985, hatten Gründerinnen des Archivs eine Präsentation desselben auf der zweiten Frauensommeruniversität in Klagenfurt, die ich während meiner Studienzeit in der Funktion als Frauenreferentin der ÖH mit anderen Frauen organisiert hatte. In Wien dann konnte ich die Bibliothek im Kontext meiner universitären Lehraufträge nützen bzw. auch, wenn ich Literatur für diverse Textproduktionen suchte. Und seitdem die Frauenbildungsstätte Frauenhetz, die ich mitgründete, 1993 ihre Programmtätigkeiten begann, gab es hin und wieder Veranstaltungskooperationen.

Feminismus ist Bildung ist Feminismus ist …
Das Archiv und die Bibliothek von STICHWORT ist ein Speicher für feministisches Wissen und Bildung und damit ein Fundament für die Frauenbewegungen und hoffentlich für ihre Zukunft. Ganz gegenwärtig waren der Ort und seine Bestände für meine Pilotstudie zur Geschichte der Frauenbildung in Wien unabdingbar. Das Ergebnis ist veröffentlicht in einer Broschüre mit dem Titel Feministische Frauenbildung in Wien seit den 1970er Jahren. Erste Erfassung einer undokumentierten Geschichte und ist nun in der Bibliothek vorhanden. Warum das Projekt? Frauenbildung war und ist nicht nur ein wesentlicher Teil der Frauenbewegungen, sondern auch eine vernachlässigte Größe im Feld der Erwachsenenbildung und wurde bisher weder historisch noch systematisch aufgearbeitet.
Mit dieser kleinen Studie wird eine Leerstelle in der Bildungsforschung aufgegriffen und in Österreich erstmals versucht, eine vielseitige Entwicklung zu dokumentieren. Als materialreiche Fundgrube konzipiert, ist die Broschüre ein Anfang für eine Erinnerungsarbeit und soll Zeitzeuginnen, Beteiligte, Aktivistinnen, Studierende, Lehrende und Forschende motivieren, sich vertiefend und weiterführend mit einer bewegten politischen Bildungs­geschichte und -gegenwart auseinanderzusetzen. Sie umfasst eine Skizze zur Frage, was feministische Frauenbildung ist, stellt die umfangreichen und verschieden­artigen Bildungsinitiativen in den letzten Jahrzehnten vor, weist die Diplom-/Masterarbeiten zum Thema aus, umfasst eine umfangreiche Literaturrecherche für Österreich und dem deutschsprachigen Raum, sowie jene Fach- und feministischen Zeitschriften, in welchen sich Inhalte zu feministischer Bildung finden. Einen besonderen Wert haben die Interviews, die mit 16 Protagonistinnen von Bildungsprojekten der verschiedenen Generationen (Jahrgang 1941 bis Jahrgang 1982) gemacht wurden und die ab Herbst 2022 im STICHWORT zur Verfügung stehen werden.
Mannigfache Materialien
Über Monate hinweg hat mich STICHWORT bei meinen Recherchen, streckenweise intensiv, ‚betreut‘. Gesucht waren Bücher zum Thema Frauenbildung, und zwar vor allem in Österreich, aber wichtiger noch waren verstreute Texte und Artikel in diversen Zeitschriften und Zeitungen zu feministischer Bildung über Jahrzehnte, waren Programme von diversen institutionellen und autonomen Bildungsveranstaltungen über die Zeiten, waren Flugblätter und Ankündigungen zu diesen sowie das Findbuch zum Nachlass von Inge Grosser-Wilder mit einer unglaublichen Fülle von Materialien zu den Anfängen von feministischen Kursen in Wien seit 1977.

Birge Krondorfer


Im Archiv mit ...
> Ruth Linhart
> Leonie Hosp
> Nora Ruck & Team
> Sekretariat für Geister ...
top   zurück